Heute verleiht die in Münster ansässige Josef-Pieper-Stiftung ihren Stiftungs-Preis an den US-amerikanischen Bischof Robert Barron. Wie Sie vielleicht schon in der Presse erfahren haben, führte diese Preisverleihung bereits im Vorfeld zu einigen Diskussionen.
Als größte Interessensvertretung von Religionslehrkräften in unserem Bistum möchten auch wir sehr deutlich unser Erstaunen und unsere Kritik daran zum Ausdruck bringen, dass hier eine Person ausgezeichnet wird, die
– die Weite der christlichen Glaubenstradtion und -auslegung zugunsten einfacher Schwarz-Weiß-Wahrheiten umzudeuten versucht,
– in ihrer Verkündigung mit traditionalistischen und identitäten Bewegungen in den USA kokettiert,
– weniger die breite und authentische Suche nach dem Glauben stärkt als vielmehr Strömungen befeuert, die antidemokratisch und fundamentalistisch ausgerichtet sind.
Auch die theologische Fakultät der Universtität Münster hat sich auf ihrer Internetseite kritisch zur Preisverleihung positioniert. Sie finden hier dezidiert ausformulierte Anfragen und Stellungnahmen unserer Professor*innen, die die Fragwürdigkeit des Wirkens von Robert Barron verdeutlichen.
Wir möchten Sie herzlich einladen, diese genauer nachzulesen.
Warum WIR uns positionieren?
Oft wird in kirchenpolitischen Diskussionen darauf verwiesen, dass es wichtig ist, die Vielfalt an Stimmen und Einstellungen innerhalb der Kirche zu Wort kommen zu lassen, also das KATHOLISCHE (i.S. von “umfassend”) zuzulassen und den Diskurs zu suchen.
Ja, eine solche Bandbreite gibt es (zum Glück) auch unter uns Religionslehrkräften und die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Positionen ist letztlich genau das, was wir tagtäglich in unserem Unterricht umzusetzen suchen: Multiperspektivität, Wertekommunikation, begründete Abwägung und Diskussion von verschiedenen Positionen, reflektierte Urteilsbildung. Diesen Anspruch haben wir an unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Und diesen Bildungsauftrag haben wir durch unseren Staat: Erziehung zu Freiheit und sozialer Verantwortung – ohne Überwältigung.
Hier geht es aber nicht darum, dass mit Robert Barron eine möglicherweise eher konservative oder traditionelle Stimme innerhalb des katholischen Spektrums nicht gehört oder kritisiert werden soll, sondern darum, dass deutlich werden muss:
Hier wird eine Person geehrt, die
– selbst nicht für Vielfalt, sondern für Ab- und Ausgrenzung eintritt,
– das Evangelium und bestimmte Theologien zwar medial und wortgewaltig zu präsentieren vermag, aber nicht als als Einladung zur Freiheit in Gottes Welt versteht, sondern als identitäre Missionsschrift,
– mit ihrem Wahrheitsanspruch latent antidemokratische Strukturen und Gruppierungen stärkt (und nicht zuletzt das Agieren der US-Politik religiös auflädt), die auch bei uns ihre negative Wirkung entfalten können.
Als Lehrkräfte können und wollen wir dieses Wirken weder unterstützen, noch können wir gutheißen, dass dieses mit einem Preis ausgezeichnet wird, der auf den dialogoffenen Münsteraner Philosophen Josef Pieper zurückgeht. Wir sind überzeugt: Es gäbe andere Menschen, die für ihren Einsatz für ein christliches Miteinander und friedvolle Welt ohne Ausgrenzung einen solchen Preis verdient hätten.
Im Folgenden finden Sie hier einige Links und Literaturtipps zu der Thematik rund um R. Barron und die “religiöse Rechte” in den USA:
– Artikel des Pastoraltheologen Christan Bauer über R. Barrons Kampagne “Word on Fire”
– Artikel bei Chrismon über den Einfluss der religiösen Rechten in den USA auf die Politik
– Artikel bei Publik-Forum über die Preisverleihung an R. Barron (leider kostenpflichtig 1,-)
Wir würden uns freuen, wenn wir mit dieser Mail die Sensibilität für das Thema unter Religionslehrer*innen erhöhen könnten.
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